Am 16. Juli 2020 verstarb unerwartet Helmut Sorg, der langjährige geschäftsführende Gesellschafter der Beteiligungen Sorg GmbH, im Alter von 80 Jahren. Helmut Sorg, ein Mitglied der vierten Generation der Familie, stand weiterhin gemeinsam an der Spitze des Familienunternehmens mit seinem Sohn Alexander und seinem Bruder Karl-Heinz.
Als Folge der Nachkriegsschwierigkeiten in der DDR verließ Helmut im Alter von 14 Jahren das Elternhaus im thüringischen Breitenbach und zog in den Westen zu seinem Onkel nach Speyer. Nach dem Abitur studierte er Industrieofen- und Wärmetechnik an der renommierten Technischen Hochschule Aachen. Seine Leidenschaft und sein Engagement für die Glasofentechnik zeigten sich bereits in jungen Jahren. Helmut verbrachte den Großteil seiner Schul- und Semesterferien im Familienbetrieb.
Mit 24 Jahren schloss er sein Studium in Aachen ab und begann 1964 hauptberuflich bei Nikolaus Sorg zu arbeiten. Das Unternehmen war 1950 nach dem Zweiten Weltkrieg in die Bundesrepublik Deutschland ausgewandert und befand sich noch im Aufbau.
Helmuts Absicht war von Anfang an die Öffnung des Weltmarktes für den Anlagenbau. Er wusste, dass der Schlüssel zum Erfolg im Einsatz modernster Technik lag, dem Schwerpunkt seines Lebens als engagierter Ingenieur.
1978 initiierte er die Schaffung einer einzigen technischen Abteilung innerhalb des Unternehmens und übernahm unter anderem die Verantwortung für alle Technologie- und Entwicklungsfragen. Dieser Schritt bildete die Grundlage für den späteren und dauerhaften Erfolg von Sorg als einem der führenden Zulieferer der Glasindustrie weltweit.
Zunächst konzentrierte er sich auf den endbefeuerten Regenerativofen und forcierte die Entwicklung immer größerer Öfen dieses Typs. Gleichzeitig konnte er Kunden finden, die bereit waren, die damit verbundenen technischen Herausforderungen anzunehmen. Dies führte branchenweit zur Ablösung veralteter Querbrennerwannen durch die moderne endbefeuerte Technik.
Helmuts Antrieb führte zum erfolgreichen Verkauf dieser modernen Schmelzanlagen in Europa. Er gewann viele Neukunden in den Kernmärkten Deutschland, Österreich, Schweiz, Italien, Frankreich, Spanien und Portugal. Darüber hinaus erschloss er Märkte außerhalb Europas, beispielsweise auf dem amerikanischen und afrikanischen Kontinent.
In dieser Zeit trieb Helmut auch die Entwicklung des VSM®-Vollelektroschmelzesigns und des vertikalen U-Flammenwanne voran, der für die automatische Herstellung von Stielgläsern von großer Bedeutung war. Damals war dies ein wichtiges Geschäftsfeld des Unternehmens. Anfang der 1980er Jahre gründete er in Greensville, PA, ein Unternehmen zur Herstellung von Tableware, die American Stemware Corp. USA. Ein Grund für diesen Schritt war, die Eignung des VSM®-Vollelektroschmelzwanne für die Produktion von Bleikristallglas höchster Qualität zu demonstrieren. Er war auch verantwortlich für die Entwicklung des LoNOx®-Schmelzers, der für eine deutliche Reduzierung der NOx-Emissionen ausgelegt ist. Gegen Ende der 1990er Jahre erhielt Helmut von einem wichtigen Kunden den Auftrag, die größte Oxy-Fuel-Schmelzanlage Europas zu bauen. Solche Projekte veranschaulichen die führende Rolle von Sorg bei der Entwicklung und Konstruktion innovativer energieeffizienter und emissionsarmer Glasschmelzwannen. Viele seiner Ideen waren die Grundlage für weitere Entwicklungen, die später zu Patenten führten, die seinen Namen trugen.
Sein Geschäftssinn zeigte sich in der Entwicklung des Gemengeanlagensektors. Auf sein Betreiben hin übernahm das Unternehmen 1987 die EME in Erkelenz. Unter seiner Leitung hat sich dieses Unternehmen zu einem renommierten Zulieferer der Glasindustrie entwickelt.
Helmut war auch eng in die Entwicklung des Montage- und Servicebetriebs involviert. Er konnte die 1974 gegründete Sorg Feuerungsbau und Service bei der Akquise von Aufträgen in verschiedenen Teilen der Welt unterstützen. Ein Jahr nach dem Fall der Berliner Mauer konnte er den Glasofenbau Leipzig neu gründen, ein kleines Dienstleistungsunternehmen, das seine Wurzeln im Familienunternehmen Sorg vor dem Zweiten Weltkrieg hatte. Lange vor der Öffnung des EU-Binnenmarktes baute Helmut Kooperationen mit Unternehmen in Osteuropa für die Lieferung von Stahlbau und die Erbringung von Dienstleistungen auf.
Die Entwicklung des EU-Binnenmarktes veranlasste ihn zur Gründung der SKS GmbH, um alle Dienstleistungsaktivitäten der Sorg-Gruppe zu bündeln. Er initiierte auch die kürzliche Gründung von Siam Furnace Construction in Thailand und vervollständigte damit die Vorkehrungen für die Erbringung von Schmelzwannenbaudienstleistungen außerhalb der EU.
Helmut leitete den erfolgreichen Einstieg von Sorg in den Flachglasbereich durch eine Kooperation ein, die zur Übernahme der ghs GmbH, einem spezialisierten Beratungsunternehmen für die Floatindustrie, führte. Die herausragenden Ergebnisse zeigen die Kompetenz des Unternehmens in der Flachglasindustrie.
In den letzten Jahren konzentrierte sich Helmut auf die Entwicklung zukunftsweisender, emissionsarmer Schmelzkonzepte. 2012 wurde der erste Gemengevorwärmer im Rahmen des neuen „Batch3“-Konzepts in Betrieb genommen. Unter seiner Ägide hat das Unternehmen eine innovative, stark elektrisch beheizte Schmelzwanne entwickelt, der nun unter dem Namen CLEAN Melter® auf den Markt kommt.
Die Erfolge von Helmut Sorg waren das Ergebnis seiner Zielstrebigkeit, seines Weitblicks und seiner Kompetenz. Ebenso wichtig waren jedoch seine umgänglichen persönlichen Qualitäten, die es ihm ermöglichten, mit vielen Kunden ausgezeichnete soziale Kontakte aufzubauen. Er genoss hohes Ansehen bei den Mitarbeitern der SORG-Gruppengesellschaften, die seine Geradlinigkeit, Fairness und Großzügigkeit schätzten.
Sein Vermächtnis als Person und als geschäftsführender Gesellschafter der Sorg-Gruppe zeigt sich in der engen Beziehung zu den Mitarbeitern und einem zukunftssicheren Unternehmen.